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TEXT ZUR AUSSTELLUNG

Thin air

Linda Reif und Sissa Micheli

Sissa Micheli und Linda Reif arbeiten vorwiegend mit dem Medium der Fotografie, beide haben sich während ihrer künstlerischen Laufbahn ergänzend auch hin zu anderen Medien weiterentwickelt, Sissa Micheli in erster Linie hin zum Video, und Linda Reif in letzter Zeit zur Malerei. Aber auch der Umgang mit dem skulpturalen und installativen Moment ist bei beiden Künstlerinnen oft ausschlaggebend in der Erarbeitung ihrer Werke. Gemeinsam ist Sissa Micheli und Linda Reif ihr experimenteller Zugang zu allen Formen künstlerischen Arbeitens. Beiden geht es auf sehr unterschiedliche Weise immer wieder darum, Medien zu ihren Grenzbereichen hin und darüber hinaus auszuloten, und die Bedingungen unterschiedlicher Genres zu prüfen, sodass klassische Formen von Kunstproduktion hinterfragt und neue Zugänge zur Diskussion gestellt werden. In dieser Ausstellung beschäftigen sich die beiden Künstlerinnen in einem erweiterten Sinne mit dem Thema von Landschaft und Berg und der Fragilität des Menschen. Dabei lassen sie ihre Arbeiten mit den Räumlichkeiten des ehemaligen Gefängnisses interagieren, und treten zueinander in Dialog. Durch unkonventionelle ästhetische und formale Zugänge werden dabei Inhalte thematisch und medial erweitert, indem sie immer wieder in die Abstraktion und in den bedeutungsleeren Raum geführt werden.

 

Das Spiel des Lichts auf sich bewegenden Objekten, aber auch der Blick in gespiegelte oder aufgebrochene Oberflächen sowie die Mutation von Bedeutungen durch unübliche Verknüpfungen sind grundlegende Momente in den Arbeiten von Sissa Micheli. Diese untersucht die Künstlerin u. a. anhand von eigens hergestellten Objekten und Szenerien, welche sie sowohl filmisch wie fotografisch festhält, so z. B. in der Videoinstallation „A Mountain Phenomenon“. Für die Arbeiten „Icicle Caves in Mountain Landscapes“ verwendet Sissa Micheli silberne Rettungsdecken, deren geknitterte Oberfläche sich kaum merkbar hin zu kleinen handgezeichneten Szenerien öffnen. Sissa Michelis Werke reflektieren die Dimensionen von Zeit und Raum, und erscheinen wie Fenster, die den Betrachter in eine medial inszenierte Welt entführen.

 

Neonfarbene Malereien gefertigt mit Sprühdosen stellen neben Fotografien mit selbst gebauten Pinholekameras jene Werke dar, welche Linda Reif in den letzten Wochen bei einem Studienaufenthalt in Norwegen bzw. letztes Jahr im Hinnomtal in Jerusalem realisierte. Die Künstlerin experimentiert seit Jahren mit selbstgebauten Fotokameras, welche die Welt nur durch eine stecknadelgroße Öffnung einfangen. Durch Experimente mit Mehrfachbelichtungen verwischen die Grenzen zwischen analoger Lochbildfotografie und digitalen Techniken. Die Bilder beschreiben weniger die Realität als solche, sondern bringen vielmehr Stimmungen und Atmosphären zum Tragen. In ihrer frischen und undogmatischen Charakteristik thematisieren diese Arbeiten das Sehen als kulturellen Akt, durch welchen wir uns die Welt je individuell erschaffen.

 

Text zur Ausstellung von Sabine Gamper

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