Galerie Gefängnis Le Carceri - Ausstellungen 2008
TEXT ZUR AUSSTELLUNG
Verwandlungen
Skulptur, Fotografie von Helga von Hofe und Romana Prinoth
Die beiden Künstlerinnen Helga von Hofe und Romana Prinoth haben dem Entstehungsprozess einiger ihrer jüngsten Arbeiten zu Folge der Ausstellung ihren Titel gegeben. Ein Titel, der spontan an zwei Große der Weltliteratur denken lässt: Ovid mit seinen „Metamorphosen“ und Franz Kafka mit seinem Roman „Die Verwandlung“.
Bei einigen Fotografien und Objekten der Künstlerinnen ist das Resultat eines gegenseitigen Beeinflussens evident, ein Dialog zwischen den einzelnen Arbeiten entsteht. Von Hofes' Skulpturen dienen als Interpretationsbasis für Prinoth's Fotografien und umgekehrt evozieren die schillernden, „spacig“ anmutenden Fotografien Impulse zu neuen Skulpturen. Menschliche und tierische Formen erscheinen im Moment eines Verwandlungsprozesses, deren Resultat nicht definiert ist. „Man spürt ihre von innen heraus arbeitende Kraft, als wäre ihre Form nur ein vorübergehendes, eingefrorenes Moment einer unmerklichen Verwandlung“ - interpretiert Heinrich Schwazer diesen Zustand im Katalogtext sehr treffend. Fremdartige Wesen mit überdimensionierten Extremitäten scheinen sich in einem Übergangsstadium zu befinden während andere, teils fragmentarische Formen in intensiver monochromer Farbigkeit eindeutig ihre Identität verraten: Eine Zunge ist gierig ausgestreckt, ein Ohr scheint die Geräusche des Raumes aufzusaugen. Die abstrakten, in „grober“ Modellierung geformten Objekte erscheinen wie aus einer anderen Welt, deren tiefstes Inneres nach außen zu dringen vermag.
Nur bei genauem Hinsehen gelingt es dem Betrachter, Details der Skulpturen in den Fotografien von Romana Prinoth wieder zu finden. Durch den speziellen Bearbeitungsprozess (Überblendungen, Spiegelungen …) entstehen Fotografien, die auf den ersten Blick beim Betrachter Assoziationen mit außergewöhnlichen, sphärischen Ereignissen hervorrufen. Unschärfe als Gestaltungsmittel der Abstraktion gepaart mit der Helligkeit leuchtender Punkte und Lichtstreifen erzeugen surrealistische Bilder, die sich auf den ersten Blick jeglichem Realitätsbezug entziehen. Bei genauerem Hinsehen meint man Gesichter, Körper- oder Skelettdetails von Mensch und Tier zu erkennen. Der Rezipient ist gefordert, mit all seinen Erfahrungen und Erinnerungen die scheinbaren Fantasien einer Traumwelt oder die im Bruchteil einer Sekunde wahrgenommenen optischen Reize unserer Kino- und TV-Welt zu überdenken.